Arno Stern, "Wie man Kinderbilder nicht betrachten sollte", ZS Verlag, 2012, S. 138

Das kleine Kind malte ein Haus;
Der Bruder kommt und lacht es aus
Und auch das süße Schwesterlein,
Das mischt sich in die Zeichnung ein,
Macht lange Striche kreuz und quer,
Als ob das Blatt das seine wär.

Der Vater sagt: Ach bist du dumm.
Der Schornstein ist ja schrecklich krumm.
Hast du noch nie ein Haus gesehen?
So kann der Schornstein doch nicht stehen!

Wart nur, die Schule bringt dir bei,
Was daran abzuändern sei!
Die Lehrerin, die weiß bestimmt,
Wie sich ein rechtes Haus benimmt.

Was hält der Psycholog davon?
Das ist ein Glied in Erektion!
Das Dach ist spitz, der Schornstein rot.
Das deutet auf des Kindes Not!

Die Mutter lobt die Fantasie.
Mein Kind ist wahrlich ein Genie!
Ist auch das Haus nicht richtig so,
Ich häng es an die Wand im Klo!

Ach Kind, schließ deine Ohren zu.
Wie’s dir behagt, so male du!
Und habe deine Freude dran.
Es geht die anderen nichts an.
Aus deinem Malspiel lass sie aus,
Und male getrost dein eigenes Haus.

Bild: Arno Stern, „Wie man Kinderbilder nicht betrachten sollte“, ZS Verlag, 2012, S. 138

Text: Arno Stern, „Das Malspiel und die natürliche Spur“, Drachen Verlag, 2004, Seite 2

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