Kinderzeichnungen gibt es nicht. Es gibt bloss die Spur, die Kinder auf Papier hinterlassen. Das behauptet Kunsterzieher Arno Stern. Der Erfinder der Malorte über kindliche Ausdrucksweisen, erwachsene Erwartungen und falsche Bewertungen.

source: https://www.wireltern.ch/artikel/kinder-zeichnen-aus-purer-lust 

 

wir eltern: Herr Stern, warum mögen Sie das Wort «Kinderzeichnung» nicht?

Arno Stern: Das Wort Kinderzeichnung ist ungeeignet, weil zeichnen zeigen bedeutet. Aber Kinder zeichnen nicht, um etwas vorzuführen und zu gefallen. Sondern aus purer Lust und einem inneren Bedürfnis heraus. Ich spreche deshalb nicht von Zeichnung, sondern von der Spur, die ein Kind auf dem Blatt entstehen lässt.

Loben motiviert. Warum soll ich das Kind also nicht fürs Malen loben?

Weil es sich sonst angewöhnt, zu malen, was Sie sehen wollen, anstatt sich eine eigene Welt zu erschaffen. Wenn Eltern oder Betreuungspersonen sagen, das Bild sei schön, denkt das Kind beim nächsten Mal immer schon an das Resultat und verliert seine eigene Spur.

Soll ich das Kind nicht bestätigen?

Nein, denn es geht gerade nicht um ein vorzeigbares Resultat, sondern einzig um das lustvolle Geschehen im Moment, ohne ein Nachher. Im Malspiel erlebt sich das Kind als eigenständiges Wesen und teilt das Spiel gleichzeitig mit den anderen im Malort.

Was ist das für ein Ort?

Der Malort ist ein Raum, abgesondert von der Öffentlichkeit, ohne Ausblick nach draussen. In der Mitte steht der Palettentisch mit Pinseln und Farben, die sich alle teilen. Die Blätter werden an den Wänden aufgehängt, so dass man stehend malt. Man fühlt sich geborgen, taucht ein in eine andere Welt und kann sich ganz dem Malspiel hingeben – ohne Zielsetzung, ohne Vorgabe, ohne Erwartung.

Den Malort gibt es heute nicht mehr nur bei Ihnen in Paris, sondern weltweit. Er ist zum Exportschlager geworden. Warum?

Man ist immer davon ausgegangen, dass ein Kind Eindrücke aus der Aussenwelt aufnimmt, welches es auf Papier dann möglichst naturgetreu wiedergeben sollte. Das war die Grundlage des Zeichenunterrichts, der viele Generationen geprägt und geplagt hat. Aber das ist ein Irrtum. Die Spur des Kindes entwickelt sich aus sich selbst heraus und gehört einem ganz bestimmten Gefüge an, wie ich in meinem jahrzehntelangen, weltweiten Schaffen mit Kindern beobachten konnte.

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