Arno Stern ist der Begründer des „Mal-Orts“, einer über die Welt verstreuten Institution. Seine Forschungen über die bildliche Ursprache des Homo sapiens widersprechen der üblichen Kunstpsychologie und deuten die ersten Bilder der Frühgeschichte neu.“
« Am Anfang war das Spiel. Davor war es ernst. Denn bevor der 22-jährige Arno Stern, französischer Staatsbürger, geboren in Kassel, seinen ersten Job bekam, aus dem das Spiel seines Lebens wurde, hatte er 13 Jahre lang auf der Flucht gelebt – halblegal, illegal, immer gefährdet bis auf die letzte Zeit: in einem Auffanglager in der Schweiz. „Die Emigration aus dem Nazi-Land war nur ein erster Schritt auf dem langen Weg abwärts. Immer wieder versuchten meine Eltern, einen Haushalt einzurichten. So ging es von Ort zu Ort, bis die Flucht im Internierungslager endete. So überlebten wir, die Auserwählten, die Nichtdeportierten.“
Das Leben war ernst, oder es war überhaupt nicht. Nach dem Krieg bekam der Sohn einer jüdischen ehemaligen Fabrikantenfamilie, ein Jüngling praktisch ohne Ausbildung, das Angebot, 150 jüdische Waisen in einem Heim bei Paris „zu beschäftigen“. Es ging um die Zeit zwischen den Schulstunden. Es gab nicht viele Möglichkeiten, aber Papier und Bleistifte. Auch Farben wurden schnell wieder produziert – „schneller als Nahrungsmittel oder übliche Gebrauchsartikel, Farben gab es beinahe sofort“.
Stern gab den Kindern Farbe und Papier und stellte fest: Das genügt. Die Kinder malten, wollten nichts anderes, „den ganzen Tag lang“. Die Schule brauchte mehr Raum, er zog mit seinen Utensilien in den benachbarten Stall. Um mehr Malraum zu gewinnen, verhängte er die Fenster mit Brettern; die Kinder malten im Stehen, nebeneinander, sie holten sich aus der Palette in des Raumes Mitte Farbe auf ihre Pinsel und legten die, wenn sie die Farbe wechselten, sorgsam wieder ab. Ein Junge namens Maurice stellte die Farbschälchen in eine Reihenfolge, die bis heute besteht. Der „Mal-Ort“ war gefunden.»

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